Immer wieder tauchen neue Bewegungsformen, Sportgeräte und Unterrichtsideen auf, die als Trendsportarten bezeichnet dementsprechend medial beworben und vermarktet werden. Es gibt eine große Vielfalt an Sportarten, die das Etikett „Trend“ für sich beanspruchen. So gibt es Trendsportarten, die schon seit etwa zwanzig Jahren im Trend sind, wie zum Beispiel Beachvolleyball, Inline-Skaten und Snowboarden. Es gibt aber auch Sporttrends, die so „neu“ bzw. exklusiv sind, dass sie kaum einer kennt, wie etwa Headis, Bossa-Ball oder Skiken. Daraus lässt sich bereits erkennen, dass es zwischen dem einen und anderen Trend große Unterschiede geben kann. Kurz: Trend ist nicht gleich Trend!
Dieser Artikel soll in verschiedenen Abschnitten helfen Sportarten und Bewegungsformen im Feld des Begriffs „Trendsportarten“ einzuordnen.
Was heißt „Trend“?
Der Begriff „Trend“ leitet sich aus dem Englischen „to trend“ ab. Übersetzt bedeutet das „sich erstreckend oder in eine bestimmte Richtung verlaufend“. Trends zeigen an wie sich etwas in Zukunft entwickeln wird, kann oder soll. Trends zeigen eine Entwicklungstendenz auf. Wopp (2006) leitet aus der Bedeutung des Wortes daher folgende Definition ab:
„Trends sind vom Menschen bewirkte Grundrichtungen von Entwicklungen in der Gesellschaft, durch die Handlungen großer Bevölkerungsgruppen nachhaltig beeinflusst werden“ (Wopp, 2006, S. 14).
Im Umkehrschluss heißt diese Definition, dass nicht jede Entwicklung ein Trend ist. Als Trend werden nur Entwicklungen bezeichnet, die eine gewissen Anzahl an Personen betreffen und eine gewisse Zeitspanne überdauern und daher als gesellschaftlich relevant empfunden werden können. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Trends ist deren Wirkungsdauer und Wirkungsbreite.
Wie „trendy“ ist dein Trend? – Wirkungsbreite und Wirkungsdauer
Die Wirkungsdauer beschreibt wie lange ein Trend bereits anhält. Man unterscheidet dabei in kurz bzw. eine „Saison“ (ca. ein halbes Jahr) und stabile Trends, die mindestens die Fünfjahresgrenze überschreiten. Die Wirkungsbreite wird danach unterschieden wie viele Bereiche der Gesellschaft (z.B. Konsum, Technologie, Bevölkerungsgruppen) vom jeweiligen Trend erfasst wurden.
Begrifflich lassen sich vier Trendkategorien festmachen:
- Moden – Kurze Dauer, geringe Wirkungsbreite
- Hypes – Kurze Dauer, hohe Wirkungsbreite
- Nischentrends – mittlere bis langfristige Dauer, geringe Wirkungsbreite
- Megatrends – lange Wirkungsdauer, große Wirkungsbreite
Zusammenfassend lässt sich nach dieser Unterscheidung ein „echter Trend“ als eine Entwicklung mit einer Wirkungsdauer von mindestens fünf Jahren und mindestens mittlerer Wirkungsbreite bezeichnen.
Aufgabe: Finde Beispiele für Moden, Hypes, Nischentrends und Megatrends im Sport.
Die folgende Abbildung zeigt typische Trendverläufe. So ist das Kennzeichen von Moden und Hypes der schnelle Anstieg und Abstieg der Wirkungsbreite. Gegenüber Hypes erreichen Moden nicht die Trendschwelle einer mittleren Wirkungsbreite. Dagegen ist typisch für Nischentrends, dass diese kommen und gehen, dies zeigt sich als wellenförmige Kurve. „Echte Trends“ steigen dagegen allmählich an, überschreiten die Trendschwelle. Der anschließende Verlauf ist oftmals schwer zu prognostizieren. So nehmen manche Trends danach ab, andere entwickeln sich zu etablierten Sportarten (z.B. Snowboarden). Im Gegensatz dazu erreichen Mega-Trends eine noch höhere Wirkungsbreite. Beispiele dafür sind die Megatrends „Fitness“ (Leistungsfähigkeit, Körperformung, Anitaging) oder „Ausdauer“ (Joggen, Rad fahren, Wandern, Nordic Walking), die viele Gesellschaftlichen Entwicklungen schon seit Jahren beeinflussen (vgl. Wopp, 2006, S. 81).
Was ist das Besondere an Trendsportarten?
Trendsportarten unterscheiden sich von etablierten Sportarten zunächst dadurch, dass sie innovativ sind (vgl. Balz, 2001, S. 2). Das heißt Trendsportarten werden immer wieder neu erfunden. Allerdings hat man herausgefunden, dass es zwischen vielen Trendsportarten gemeinsame Merkmale gibt (vgl. Schwier, 1998, S. 11f.).
- Bereits existierende sportliche Aktivitäten werden verändern (Volleyball + Beach = Beachvolleyball) oder neu kombiniert (Taebo = Tanz + Boxen + Aerobic). Diesen Vorgang nennt man „Sampling“.
- Trendsport ist mehr als Sport. Übt man einen Trendsport aus, zeigt man dies oft auch in einer Art von Lebensstil (Style), hört die passende Musik, trifft sich an bestimmten Orten (z. B. Skatepark) in einer bestehenden Community.
- Im Gegensatz zu den klassischen Sportarten geht es bei vielen Trendsportarten nicht um die sportliche Leistung oder um Gewinnen und Verlieren, sondern vielmehr um Spaß, Entspannung oder das Lernen individueller Tricks.
- Trendsport ist oftmals extrem. Das zeigt sich in hohem Tempo, schwierigen Tricks oder risikoreichen Sportarten.
Oft durchlaufen Trendsportarten ein ähnliches Entwicklungsmuster, das abschließend dargestellt werden soll.
Der Lebenszyklus von Trendsportarten
Lamprecht und Stamm (1998) haben sich Gedanken über die Entwicklung von Trendsportarten gemacht. Dazu haben Sie die Idee des Produktlebenszyklus von Wirtschaftsgütern auf Sportarten übertragen. Idealtypisch folgen Trendsportarten demnach folgendem fünfschrittigen Verlauf:
Zuerst erfolgt die Erfindung durch wenige Personen oder Einzelpersonen. Bspw. wird Jim Drake als Erfinder des Surfboards bezeichnet. In Phase Zwei wird die Erfindung von Kleingruppen übernommen und es erfolgt eine Weiterentwicklung der Idee bzw. Verbesserung der Sportgeräte. Von der übrigen Sportwelt wird die neue Sportart bis dahin eher belächelt. In Phase 3 wird die Idee in Subgruppen sogenannten Szenen übernommen. Die Sportart wirkt exklusiv und „stylisch“. Die vierte Phase ist die Reifung durch eine verbreitete Nachfrage. Die Sportart wird auch außerhalb der Sportwelt insbesondere durch die Medien bekannt gemacht. Phase 5 ist die Stufe der Sättigung durch flächendeckende Ausübung der Sportart. Die vorherige Trendsportart wird als etablierte „Normalsportart“ wahrgenommen und neue Trends konkurrieren um Marktanteile.
Fazit
Trendsportarten beleben die Vielfalt an Sportarten immer wieder neu. Viele werden zunächst ungläubig beäugt: „Was macht der oder die denn da?“ werden dann aber manchmal zu etablierten Sportarten, auch Fußball und Turnen waren mal Trend!
Literatur
Balz, E. (2001). Trendsport in der Schule. Sportpädagogik, 24 (6), 2–8.
Lamprecht, M. & Stamm, H. (1998). Vom avantgardistischen Lebensstil zur Massenfreizeit. Eine Analyse des Entwicklungsmuster von Trendsportarten. Sportwissenschaft, 28 (3-4), 370–387.
Lange, H. (Hrsg.) (2007). Trendsport für die Schule (Praxisbücher Sport). Wiebelsheim: Limpert.
Schwier, J. (1998). “Do the right things”- Trends im Feld des Sports. dvs-Informationen, 13 (2), 7–13.
Wopp, C. (2006). Handbuch zur Trendforschung im Sport. Welchen Sport treiben wir morgen? Aachen: Meyer & Meyer.