Zweifelderball (Völkerball) – für einige das prägendste Spiel aus der eigenen Grundschulzeit, für andere die lückenfüllende schnelle Sportstunde, eben nur ein „kleines Spiel“.
Dementsprechend ist Zweifelderball in der Fachdiskussion eher vernachlässigt. Andererseits betont Jakob (2014, S. 6), dass es beim Völkerball eben doch etwas zu verstehen bzw. zu lernen gibt, wenn nur “klug” gespielt wird.
Oftmals wirkt ein Zweifelderballspiel bewegungsintensiv, laut und “lebendig”, sieht man allerdings auf die Details, so fällt aber auf, dass eher die wurfstarken Schüler und Schülerinnen spielen, Zweifelderball nicht miteinander gespielt wird, ängstliche Spieler und Spielerinnen nicht oder nur zögerlich teilnehmen, diese sich kaum wieder freiwerfen und sonst wenige taktische Kniffe angewendet werden (z.B. Finten, schnelles Abspielen). Verändert man die Regeln geringfügig, ergeben sich z. B. für alle klar abgegrenzte Räume (Felder) oder Schutzmöglichkeiten für die schwächeren Schüler und Schülerinnen (ebd., S. 6f.). Beim “Zweifelderball verkehrt” kommen viele Klassen bspw. schnell auf die Idee, dass Kooperation hier das Wichtigste sei und besonders auf schwächere Schüler und Schülerinnen Rücksicht genommen werden muss, um das Spiel zu gewinnen.
Die Variante “Bienenkönigin” hat die Besonderheit eine weitere Spielerrolle neben dem “normalen” König auf dem Feld zu haben. Hier ergeben sich verschiedene Strategien (Fake-Könige, König beschützen, etc.), die besprochen werden können.
Wir freuen uns über weitere Vorschläge und Lieblingsvarianten in der Kommentarfunktion und setzen diese ggfs. grafisch um.
Zweifelderball klassisch
Zwei Teams treten in einem Spielfeld, das durch eine Mittellinie getrennt ist, gegeneinander an. Ziel ist es, alle Spieler und Spielerinnen aus dem gegnerischen Team abzuwerfen. Wird man abgeworfen, muss man sich auf die gegnerische Seite außerhalb des Spielfeldes begeben. Von dort kann man sich freiwerfen, indem man einen Spieler oder eine Spielerin aus dem gegnerischen Team abwirft. Dabei ist es immer verboten das gegnerische Feld zu betreten. Gespielt wird mit 2-4 Softbällen.
Meist wird Völkerball klassisch mit König bzw. Königin (auch Torwart, Hintermann, Freigeist oder Kapitän etc. genannt) gespielt. Dazu wählt jedes Team zu Beginn des Spiels einen König bzw. eine Königin aus. Diese gehen von Beginn an auf die gegnerische Seite außerhalb des Spielfeldes und helfen, die GegnerInnen abzuwerfen. Hat das eigene Team keine Spieler oder Spielerinnen mehr im eigenen Spielfeld, schlägt die Stunde des Königs bzw. der Königin. Dieser kommt nun in das Spielfeld und hat drei Leben. In dieser Zeit ist es möglich, dass sich eigene Spieler und Spielerinnen wieder freiwerfen. Dann kehrt der König oder die Königin wieder auf ihren alten Platz zurück. Hat der König oder die Königin das letzte Leben verloren, ist das Spiel beendet. Um die Spielzeit zu verkürzen, kann das Rückkehren von anderen Spielern verboten werden, nachdem der König bzw. die Königin das erste Leben verloren hat.
Die Bienenkönigin
Vor Beginn des Spiels legt jedes Team heimlich eine Bienenkönigin fest, die sich wie alle Schüler und Schülerinnen (außer dem König bzw. der Königin) im Spielfeld aufhält. Lediglich dem Spielleiter bzw. der Spielleiterin werden die Namen der Bienenkönigin mitgeteilt. Wird die Bienenkönigin abgeworfen, verliert das betroffene Bienenvolk sofort und das Spiel ist beendet.
Zweifelderball mit Freilaufen
Abgeworfene Schüler und Schülerinnen können sich zusätzlich zum Freiwerfen auch Freilaufen. Gelingt es abgeworfenen Schülern oder Schülerinnen von der Grundlinie durch das gegnerische Feld zurück ins eigene Feld zu sprinten, ohne dabei abgeschlagen zu werden, sind diese wieder frei und dürfen im eigenen Feld weiterspielen. Das Recht sich freizulaufen, besteht nur einmal, wird man dabei berührt, kann man dieses Mal nur noch durch ein erfolgreiches Freiwerfen zurück ins Spielfeld.
Zweifelderball rückwärts – Völkerball verkehrt
Gestartet wird mit allen Schülern und Schülerinnen außerhalb des Feldes, lediglich ein Spieler oder eine Spielerin befindet sich im Feld. Ziel ist es, sich freizuwerfen. Ist man einmal im Feld, so ist man frei und kann in dieser Runde auch nicht wieder abgeworfen werden. Ziel ist es, alle Mitspieler und Mitspielerinnen zu befreien und als erstes Team alle Teammitglieder IM Feld zu haben. Dabei heißt es Umdenken!
Mattenwache
Ein in jedem Feld senkrecht stehender Weichboden oder eine kleine Turnmatte dient als Schutz und Versteck. Die Matte darf gedreht werden, muss aber zu jeder Zeit aufgestellt stehen. Fällt eine Matte um, so verliert das Team sofort, in dessen Feld die Matte umgefallen ist.
Zweifelderball für Verliebte
Jeder Spieler und jede Spielerin ist hoffnungslos in ein Teammitglied verliebt. Gemeinsam gehen sie durch „dick und dünn“. Wird allerdings der Seelenverwandte bzw. die Seelenverwandte abgeworfen, muss der Partner oder die Partnerin das Feld auch verlassen – dasselbe gilt aber auch beim Freiwerfen. Selbstverständlich müssen im Vorfeld die Partnerschaften kommuniziert werden.
Beschütze deine Burg
In der Mitte jeden Feldes steht ein großer Kasten, auf dem etwa fünf Hütchen stehen. Gelingt es einem Team die fünf Hütchen des Gegners “abzuräumen”, ist das Spiel vorbei und das Team gewinnt sofort.
4-Länder-Ball
Das Spielfeld wird mit vier Bänken, die im Kreuz aufgestellt werden, in vier Rechtecke eingeteilt. Jede Mannschaft, die am besten mit unterschiedlichen, farbigen Parteibändern markiert sind, erhält ein Feld und einen Ball. Ziel ist es wie beim Völkerball klassisch die Spieler und Spielerinnen der anderen drei Felder abzuwerfen. Gelingt es den letzten Spieler bzw. die letzte Spielerinn einer anderen Mannschaft abzuwerfen, so nimmt man deren Spielfeld ein. Abgeworfene Spieler und Spielerinnen aus verschiedenen Teams treffen sich an einer Stelle in der Halle und spielen eine Gewinnrunde „Schere, Stein, Papier“ gegeneinander. Der Gewinner übergibt dem Verlierer ein Parteiband in der „Gewinnerfarbe“, nimmt den Verlierer mit in das eigene Feld und beide spielen weiter. Ziel ist es am Ende die meisten Spieler und Spielerinnen im eigenen Feld zu haben. Da das Spiel zunächst recht komplex ist, bietet es sich an vorher die Reihe “Vom Pyramidenspiel zum 4-Länder-Ball” durchzuführen.
Die eigene Spielstatistik führen (fächerübergreifend)
In Absprache mit dem Mathematiklehrer bzw. der Mathematiklehrerin können kurze Umfragen nach dem Spiel der jeweiligen Varianten durchgeführt und im Matheunterricht grafisch umgesetzt werden. Im Mathematikunterricht der Jahrgangsstufe 5 werden unter anderem Daten erhoben und ausgezählt, die Darstellungsformen “Tabelle”, “Diagramm” ausprobiert und Mittelwerte berechnet. Hier bietet es sich an die beliebteste Variante zu erörtern und grafisch zu veranschaulichen.
Die Autoren
Christoph Walther und Janes Veit haben alle Varianten ausprobiert und aufgeschrieben.
Weiterführende Literatur
Jakob, M. (2014). Völkerball verstehen. Neue Lerngelegenheiten in einem bekannten Spiel erkennen und nutzen. sportpädagogik 38 (2) 6-11.
Stocker, Reto (2005). Spielen in Lehrmittel Sporterziehung Band 3 Broschüre 5 1.-4. Schuljahr Sporterziehung Herausgeber Eidgenössische Sportkommission ESK.
Impressum
Dieses Dokument korrekt zitieren:
Walther, Ch. Veit, J. (2017). Die schönsten Zweifelderballvarianten / Völkerball. Zugriff am 05.12.2024 unter https://wimasu.de/voelkerball-2/
Illustrationen/Grafiken: Nao Matsuyama, Julia Schäfer
Herausgeber: Christoph Walther & Janes Veit
Meine SuS lieben die Variante Reaktionsvöllkerball. Dabei gibt es auch eine Königin (wir sagen dazu Freigeist) und eine Spielerin ist erst dann ab, wenn der Ball nach dem Treffer über eine der Begrenzungslinien rollt (Mittel-, Seiten- oder Hintere Linie). Der Ball darf von der getroffenen selbst oder einem Teammitglied gestoppt werden. Diese Variante hat den Vorteil, dass sich auch die schwächeren SuS trauen den Ball zu fangen.
Keulenvölkerball!!!
Jeder bekommt eine kleine Gymnastikkeule und stellt diese im Feld auf. Diese Keule gilt es nun zu beschützen. Fällt die Keule um (egal ob durch Fremdeinwirkung oder eigenes Verschulden), ist man wie beim normalen Völkerball raus. Ziel des Spiels ist es alle Keulen abzuräumen. Man selber kann nicht abgeworfen werden, da man ja der Beschützer der Keule ist.
Eine Variante ist auch, dass man mit seiner Keule wieder rein darf, wenn man eine Keule vom Gegner abgeworfen hat. Spannender und schneller wird das Spiel durch 2 Bälle.
Eine Variante, die gerne von meinen SchülerInnen gespielt wird:
Völkerball mit Neandertaler-Funktion!
Regeln sind wie beim normalen Völkerball, nur mit der Zusatz-Option, wenn man sich im “Ausland” befindet, kann man einen Fuß ins gegnerische Spielfeld setzen und versuchen sich einen Gegner oder Gegnerin zu schnappen und diese/n aus dem Spielfeld zu ziehen. Wenn man erfolgreich ist (beide Füße des Gegners müssen über die Aus-Linie sein), darf man selber ins eigene Feld zurück und der Gezogene muss zu sich ins “Ausland gehen. Während des Ziehens darf der Spieler/in nicht abgeworfen werden.
Variation: Ziehkampf 1:1 oder man bildet Ketten (allerdings darf dann immer nur eine Person von der Kette ins Feld zurück bei erfolgreichen Ziehen). Die Mitglieder der Feldspieler dürfen bei Ketten auch helfen und den Gezogen zurückziehen. Der Spaßfaktor erhöht sich damit sehr.
Hi, ich wünschte der Artikel wäre noch etwas länger und ausführlicher. Aber man kann nicht alles haben. 😉 VG