Mannschaften wählen, Teams einteilen, Gruppen bilden ist in fast jeder Stunde des Sportunterrichts notwendig. Und beim Bilden von Teams ist vor allem eines gefragt: Pädagogisches Fingerspitzengefühl! Wir nennen verschiedene Methoden und erläutern in diesem Beitrag die Stolperfallen beim Bilden von Teams im Sportunterricht.
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Lasst die Kinder verlieren, aber nicht beim Team-Einteilen!
Für die Organisation vieler Spielformen sind mehrere Gruppen notwendig und für das Einteilen von schnellen Gruppen gibt es eine große Auswahl verschiedener Methoden. Aber Team-Einteilen ist mehr als nur Organisation. Aus Schüler:innensicht ist das “Eingeteilt-Werden” unbefriedigend und das Team-Wählen häufig als besonders erniedrigende Erinnerung abgespeichert. Daher möchten wir an dieser Stelle mit aller Deutlichkeit feststellen: Lasst die Kinder Teams nicht wählen! Nein, auch nicht, wenn sie es wollen (vgl. Ungerer-Röhrich, 2012)!
Eine positive Grundstimmung als Voraussetzung für Gewinnen und Verlieren
Um das Verlieren, aber auch das Gewinnen spielerisch zu erleben, ist es notwendig, dass das Gegeneinander in einer Atmosphäre des Miteinanders kultiviert wird. Dabei muss es fair zugehen. Das ist insbesondere für kleine Kinder (unter 12) schwierig, da Gewinnen als Machtdemonstration über die Verlierenden empfunden wird (vgl. Bähr, 2008, S. 20). Daher ist es wichtig als Lehrkraft, das Spielen zu begleiten.
Es ist völlig in Ordnung mal in einem „verlierenden” Team zu spielen und insbesondere für sportstärkere Kinder darf das keine negativen Folgen haben: Z. B. Noten oder Kommentare seitens der Lehrkraft).Dem Gewinnen wird im Schulsport kein höherer Wert als dem erfolgreichen, fairen Spiele beigemessen. Nur ein fairer Sieg lässt sich feiern und gleichsam gilt es der fairen Niederlage Respekt zu zollen. Das zwingt uns zur Aussage: Keine Noten auf Teamergebnisse von Spielen!
Die Freude am gelungenen Spiel steht im Vordergrund und das geht nur mit fairen Teams, die sich dadurch auszeichnen, dass sie gleich stark, also gleiche Teilhabe und somit gleiche Chance auf einen Sieg haben.
Überblick: Welche Mechanismen gibt es zum Einteilen von Teams?
- Die Lehrkraft und/oder die Kinder bilden produktive Teams.
- Der Zufall bildet schnelle Teams. (Die guten alten Spielkarten, vierfarbige Bonbons, Apps z. B. Teamshake)
- Irgendwelche (fancy) Kriterien bilden Teams. (Shirtfarbe, etc.)
Produktive Teams
Durch die Lehrkraft und/oder mit den Kindern zusammen
In vielen Situationen sollte sich die Klasse zusammen mit der Lehrkraft wirklich Zeit nehmen und „gute”, faire, leistungsfähige Teams bilden. Das gilt insbesondere für Abschlussturniere einer Reihe oder das Bilden von langfristigeren Arbeitsgruppen. Steht nicht das Gegeneinander im Mittelpunkt, sondern die Arbeit in der Gruppe, wie bspw. bei Gruppenpräsentationen, ist es wichtig, dass die Kinder in der Gruppe ggf. sogar über einen längeren Zeitraum von mehreren Stunden gut zusammenarbeiten können und das sollte nicht dem Zufall überlassen werden.
Hierzu eignet es sich gut, wenn einige Kinder Verantwortung übernehmen und einen Vorschlag bis zur nächsten Sportstunde erarbeiten oder der Vorschlag der Lehrkraft von den Kindern überarbeitet wird.Der erste Vorschlag sollte dann zuerst getestet werden. Meist wird dann noch gewechselt oder getauscht und erst wenn alle – naja die meisten – zufrieden sind, wird als Team gegeneinander gespielt oder in der Gruppe „losgearbeitet“.
Eine Möglichkeit der Organisation ist es, eine Sammlung an „Teamzetteln” erstellen zu lassen, die als Fundus für faire Teameinteilungen herangezogen werden können. Dabei teilen sich die Urheber:innen einer Teamzusammenstellung keinem Team zu und andere Kinder können die Zusammenstellung zunächst bewerten.
SCHNELLE TEAMS
Dem Zufall überlassen
Soll es schnell gehen, kann man auf viele verschiedene Zufallsteamgeneratoren zugreifen. Das sind unsere Favoriten:
1-2-Abzählen – Der Sportlehrer:innen-Klassiker
Je nach Anzahl gewünschter Teams sollen die im Kreis sitzenden Kinder durchzählen. Alle Kinder mit den Zahlen von 1-3 sind anschließend gemeinsam in einem Team. Wer hat sich in seiner Schulkarriere auch nicht noch schnell umgesetzt? Als Varianten können bereits andere Begrifflichkeiten eingeführt werden. Statt „1, 2“ wären „Schnick, Schnack“, „King, Kong“, „sitzen, stehen“, etc. eine alternative Durchzählmethode (vgl. Hofmann, 2018, 92). Für kleine (und auch große) Kinder hilft es, Gesten zu den Kommandos hinzuzufügen, sodass die Wahl nicht vergessen wird. Bspw. zeigen alle Kinder mit 1 einen Finger, alle Kinder mit 2 zwei Finger, etc. Bei dem Beispiel „King Kong“ stehen alle „Kings“, wobei alle „Kongs“ sitzen.
In Reihe aufstellen lassen
Die Klasse bekommt den Auftrag sich in einer 2er-Reihe aufzustellen. Anschließend wird die Gruppe in der Mitte geteilt und so entstehen zwei Teams. Beim ersten Mal Zufall, danach sind die Kinder bestimmt vorbereitet.
Laminierte Namenskärtchen
Laminierte Namenskärtchen können einfach gemischt und zu Gruppen geclustert auslegt werden. Mit Foto sind die Gruppen somit auch sofort dokumentiert. Praktisch, schnell.
Fancy Team-Einteilen
Wenn es kreativ sein soll
Wenn es mal kreativ sein soll und die Kinder sich darauf einlassen sollen, empfehlen wir bei der Methodenwahl die Kinder aussuchen zu lassen. Dazu haben wir verschiedene Methoden auf Wahlkarten zusammengestellt. Diese lassen sich auf verschiedene Weisen verwenden:
- Ein Kind zieht, wie eingeteilt wird.
- Ein Kinderkomitee erhält mehrere Karten und bestimmt das Auswahlverfahren
- Alle Wahlverfahren werden im Laufe des Schuljahres einmal ausprobiert (und bewertet: Vor-/Nachteile).
Spielkartenglück
Die Kinder ziehen verdeckt eine Spielkarte (z. B. zwei verschiedene Farben: Rot vs. Schwarz; vier verschiedene Symbole: Kreuz vs. Pik; Herz vs. Karo).
Kleiderfarbe entscheidet
Die Lehrkraft teilt die Kinder anhand der Kleidung in hell vs. dunkel, grün vs. gelb, kurz vs. lang, etc.
Groß und klein, alt und jung
Die Kinder stellen sich nach Größe oder Alter auf. Anschließend wird 1, 2 abgezählt. Oder die Jungen spielen gegen die Alten.
Ein Kind teilt, ein Kind wählt aus
Die Lehrkraft bestimmt zwei Kinder. Eines der Kinder teilt zwei Teams ein. Das zweite Kind darf dafür zuerst aussuchen in welchem Team es spielen möchte.
Gemeinsam Geburtstag
Die Gruppen werden nach ihren Geburtsmonaten eingeteilt (Januar-Juni vs. Juli-Dezember).
Jungen gegen Mädchen
Machen wir (fast) nie, keine Ahnung wie das geht. In Klassen, die lange gut zusammenarbeitet kann es auch mal Spaß machen. Die Stimmung in der Klasse sollte schon gut sein.
Freund:innen spielen heute – Gegeneinander
Paarweise befreundet aufstellen. Alle trennen sich und spielen heute gegeneinander.
Freund:innen spielen heute – Zusammen
Alle dürfen heute nur als 2er-, 3er-Pack eingeteilt werden.
Chaos
Die Kinder bilden ohne Vorgabe die gewünschte Anzahl von Gruppen mit der entsprechenden Gruppengröße. Bspw. „Bildet 4 gleich große Gruppen in 1 Minute”.
Geburtstag
Alle, die an einem ungeraden Tag Geburtstag haben, spielen gegen die, die an einem geraden Tag Geburtstag haben.
Hausaufgabe
Ein Schüler:innenpaar erhält die Teameinteilung als schriftliche Hausaufgabe.
Handicap-Karten
Braucht die Vorbereitung von Wahlkarten. Jedes Kind erhält eine solche Karte und muss durch gehandicaptes herumlaufen die Mitspieler:innen finden. Komplette Teams stellen sich zum Teamfoto auf. Geht natürlich auch mit Tierkarten.
Lehrkraft wählt
Klassiker für die, die es schnell und selbst erledigen wollen. Vermeintliche schwächere Schüler:innen sollten frühzeitig mit eingeteilt werden, sodass diese nicht am Ende noch „übrig sind”.
Teams einteilen: Wie wir das machen
- Produktive, langfristige Teams müssen gezielt eingeteilt werden. Insbesondere wenn am Ende die Leistung zählt, Beziehung und Bindung im Team wichtig ist. Das überlassen wir nicht dem Zufall.
- Auch wir haben kein Rezept, dass keine Konflikte in Teams entstehen oder immer absolute Fairness herrscht. Das dürfen die Kinder wissen.
- Wir sichern uns ein Veto, um jederzeit Ausgrenzung, Stigmatisierung auf Basis unserer Beobachtung und Erfahrung benennen zu können und ggf. selbst gegenzusteuern (vgl. Bauer, 2010, 14).
- Ob das Teambuilding funktioniert hat, sehen wir an der Qualität des Spiels. Es kann auch schief gehen und ist dann ein dringender Anlass für Nachbesprechung.
- Wir sorgen für Abwechslung und organisieren „auch mal” auf verschiedene Arten Teams, aber der Kern von vielen Unterrichtsreihen sind stabile, faire Gruppen.
Viel Spaß beim Ausprobieren.
Literatur
Bähr, I. (2008b). Sport und Sozialerziehung. Themenheft der Zeitschrift Sportunterricht, 57. S. 17-23.
Bauer, M. (2010). Mannschaften bilden im Sportunterricht – Eine pädagogische Herausforderung für jeden Sportlehrer. Lehrhilfen für den Sportunterricht, Schorndorf, 59 (1). S. 12-14. Zugriff am 19.04.2022 unter https://www.sportfachbuch.de/pdf/archiv/lehrhilfen/2010/Lehrhilfen-Ausgabe-Januar-2010.pdf
Oppermann, H. (2018). Vom Classroom Management zum Gym Management: Sport in der inklusiven Grundschule im Sinn einer effektiven Klassenführung. In: Ruin, S., Becker, F., Klein, D., Leinweber, H. & Meier, S. (Hrsg.). Im Sport zusammenkommen. Inklusiver Schulsport aus vielfältigen Perspektiven. Beiträge zur Lehre und Forschung im Sport (195). S. 77-96. Schorndorf: Hofmann.
Ungerer-Röhrich, U. (2012). Brennpunkt. Mannschaften wählen: Abgewählt! sportunterricht, Schorndorf, 61 (4). S. 97.
Die Autoren
Stefan Verlemann unterrichtet Sport und Biologie und ist stellvertretender Schulleiter einer Gesamtschule. 2003 gründete er gemeinsam mit seiner Frau die Internet-Plattform „moderner-unterricht.de”.
Christoph ist Teil des Wimasu-Teams und setzt in seinen Klassen verschiedene Methoden zur Teambildung ein. Selbst die Teamzusammenstellung von Wimasu hat er ausgeglichen mitgestaltet.
Impressum
Dieses Dokument korrekt zitieren:
Verlemann, S., Walther, Ch. (2022). Teams bilden im Sportunterricht. Zugriff am 21.11.2024 unter https://wimasu.de/teams-bilden-im-sportunterricht/
Illustrationen/Grafiken: Nao Matsuyama, Julia Schäfer
Herausgeber: Christoph Walther & Janes Veit